Die Schwarzbachbahn

Personenwagen K373

Im Jahr 1907 entstanden 12 Fahrzeuge einer neuen Generation vierachsiger Schmalspurwagen - die lfd. Nr. 711. Sie besaßen in einem kleineren Abteil 11 gepolsterte Sitzplätze der zweiten Klasse und im größeren Abteil 23 Sitzplätze der dritten Klasse sowie 7 Notklappsitze. Der Wagenkasten war in Holzständerbauweise konstruiert und mit Holz verkleidet. Je Längsseite waren 6 große Fenster sowie ein schmales Abortfenster eingebaut. Auf das Oberlicht verzichteten die Erbauer. Aufgrund der Länge von 13.360 mm wurde der Hauptrahmen durch ein Sprengwerk unterstützt. Die Endbühnen brachte man auf Hilfsträgern unter, welche am Hauptrahmen schräg angeschuht waren. Außerdem richtete man offene Übergänge in den Bühnenstirnwänden ein, welche sich aber in Sachsen nicht durchsetzten und später wieder entfernt wurden. Die Drehgestellbauart übernahm man fast unverändert von der Gattung 716, allerdings vergrößerte sich der Drehzapfenabstand auf 8100 mm. Erstmals erhielten Schmalspurwagen ab Werk einen Abort, welcher sich zwischen den beiden Abteilen befand. Zur Ausrüstung gehörten Heberleinbremse, Ofenheizung und Ölbeleuchtung. Vermutlich bereits 1914 erfolgte die Umrüstung erster Exemplare auf Körting-Saugluftbremse, später kamen Dampfheizung und Gasbeleuchtung bzw. elektrische Beleuchtung zum Einbau. Durch die großen Fenster bot sich ein guter Ausblick auf die Landschaft, der die Wagen bei den Fahrgästen schnell beliebt werden ließ (sog. "Großfenstriger"). Nachdem sich die Wagen der lfd. Nr. 711 bewährten, bestellten die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen im Jahr 1912 weitere 54 Wagen, welche 1912 und 1913 geliefert und unter der lfd. Nr. 720 geführt wurden. Der Wagenkasten war 240 mm kürzer aber 14 mm breiter. Alle anderen Maße entsprachen denen der lfd. Nr. 711.
Markantester Unterschied war die Gestaltung des Innenraumes, unterteilt in zwei Abteile der dritten Klasse und ausgestattet mit Holzlattenbestuhlung. Die zweite Klasse gab es nicht mehr. Die Sitzaufteilung entsprach der der Vorgängergattung, ebenfalls vorhanden war der Abort. Der konstruktive Aufbau des Untergestells und des Wagenkastens wurde ebenfalls von der Gattung 711 übernommen. Schon bei Anlieferung hatten die Wagen die moderne Gasbeleuchtung, welche später durch Elektrische ersetzt wurde. In jedem Abteil war durch das Entfernen von zwei Sitzbänken die Aufstellung eines Ofens möglich. Um den Personenverkehr auch auf den Schmalspurbahnen weiter zu modernisieren, ließ die Sächs.Sts.E.B. im Jahr 1922 weitere 52 Wagen bei der Firma Busch in Bautzen bauen. Sie wurden wahrscheinlich bereits mit Saugluftbremse geliefert, entsprachen aber sonst ihren Vorgängern. Das Werk Bautzen der Firma Linke-Hofmann- Busch fertigte nach überarbeiteten Zeichnungen im Jahr 1928 noch je zwei Wagen der früheren Gattungen 711 und 720, allerdings wurde dieser Weiterbau eingestellt, da in Werdau bereits die Planung für die ersten Einheitspersonenwagen lief. Die beiden Exemplare wurden mit Saugluftbremse, Scharfenbergkupplung und Blechverkleidung geliefert.

Einsatz und Ausmusterung

Neben drei Oberlichtwagen wurden auch zwei "Großfenstrige" Wagen 1944 zur RVD Kiew abgegeben. Drei Zittauer Exemplare blieben 1945 bei der CSD und waren weiter auf der Strecke von Reichenau nach Friedland eingesetzt. Vier Wagen gelangten als Reparationsleistung 1946 in die Sowjetunion. Die Landesbahnen Brandenburg mieteten 1948 drei Exemplare, welche 1949 nach Perleberg, sowie nach Dahme weitergegeben wurden. Auch nach Putbus/Rügen und Burg gab die Rbd Dresden insgesamt 10 Exemplare ab. Die Burger Wagen kehrten bereits 1958/59 zur Rbd Dresden zurück. Ein Einzelgänger blieb der ehemals Zittauer K302 (675k) von 1953 bis zu seiner Ausmusterung 1967 in Wernshausen (Rbd Erfurt).

Viel Arbeit wartet auf den Verein bei der Aufarbeitung von K373.

970-239 und 970-255 erhielten in den fünfziger Jahren Druckluftbremse und einen creme-roten Anstrich für den Einsatz als Beiwagen zu dem Schmalspurtriebwagen VT 137 322 im Zittauer Netz. Im Jahr 1967 wurde wie bei der Gattung 711 eine große Zahl der Fahrzeuge ausgemustert, insgesamt verkaufte oder verschrottete man 17 Wagen. Der NVA-Standort Söllichau kaufte neben zahlreichen anderen Güter- und Personenwagenkästen auch sechs Exemplare der Gattung 720. Zwischen 1970 und 1975 wurden weitere 31 Wagen ausgemustert. Auf der Baustelle der Dresdner Hofkirche stand seit 1979 970-367 als Baubude. Von den nun noch vorhandenen 35 Wagen wurden 20 zwischen 1977 und 1983 modernisiert, neun weitere folgten 1990 und 1991. Dazu gehörten die vier letzten Putbuser Wagen (970-772, 970-781, 970-782, 970-784), die ehemaligen Burger 970-822 und 970-823 sowie der bereits 1980 ausgemusterte ehemalige cremeweiß-rote VB 970-255 aus Zittau. 970-241 blieb in Zittau mit weitgehend originaler Inneneinrichtung der dritten Klasse erhalten. Er wurde noch bis Ende der 90er Jahre als Traditionswagen den Regelzügen der SOEG beigegeben und musste dann mit abgelaufenen Fristen abgestellt werden. Der Schwarzbachbahn e.V. konnte den Wagen im Jahr 2011 dankenswerter Weise als Dauerleihgabe übernehmen und strebt mittelfristig die betriebsfähige Aufarbeitung als K 373 im Stil der Zwanziger Jahre an. Der Personenwagen bildet mit seinen 45 Sitzplätzen den Grundstock des künftigen Schwarzbachbahnzuges.
Inzwischen ist der Wagen innen komplett entkernt. Das Wagendach inkl. Bühnendächer wurde instandgesetzt. Der Rahmen wurde komplett entrostet und lackiert. Derzeit wird Stück für Stück die Blechverkleidung entfernt und das Tragwerk erneuert.
Dampf in der Sächsischen Schweiz Schwarzbachbahn Schmalspurbahn Goßdorf-Kohlmühle - Hohnstein

Wissenswertes

© 2017 Schwarzbachbahn e.V. Dampf in der Sächsischen Schweiz Schwarzbachbahn Schmalspurbahn Goßdorf-Kohlmühle - Hohnstein

Personenwagen K373

Im Jahr 1907 entstanden 12 Fahrzeuge einer neuen Generation vierachsiger Schmalspurwagen - die lfd. Nr. 711. Sie besaßen in einem kleineren Abteil 11 gepolsterte Sitzplätze der zweiten Klasse und im größeren Abteil 23 Sitzplätze der dritten Klasse sowie 7 Notklappsitze. Der Wagenkasten war in Holzständerbauweise konstruiert und mit Holz verkleidet. Je Längsseite waren 6 große Fenster sowie ein schmales Abortfenster eingebaut. Auf das Oberlicht verzichteten die Erbauer. Aufgrund der Länge von 13.360 mm wurde der Hauptrahmen durch ein Sprengwerk unterstützt. Die Endbühnen brachte man auf Hilfsträgern unter, welche am Hauptrahmen schräg angeschuht waren. Außerdem richtete man offene Übergänge in den Bühnenstirnwänden ein, welche sich aber in Sachsen nicht durchsetzten und später wieder entfernt wurden. Die Drehgestellbauart übernahm man fast unverändert von der Gattung 716, allerdings vergrößerte sich der Drehzapfenabstand auf 8100 mm. Erstmals erhielten Schmalspurwagen ab Werk einen Abort, welcher sich zwischen den beiden Abteilen befand. Zur Ausrüstung gehörten Heberleinbremse, Ofenheizung und Ölbeleuchtung. Vermutlich bereits 1914 erfolgte die Umrüstung erster Exemplare auf Körting- Saugluftbremse, später kamen Dampfheizung und Gasbeleuchtung bzw. elektrische Beleuchtung zum Einbau. Durch die großen Fenster bot sich ein guter Ausblick auf die Landschaft, der die Wagen bei den Fahrgästen schnell beliebt werden ließ (sog. "Großfenstriger"). Nachdem sich die Wagen der lfd. Nr. 711 bewährten, bestellten die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen im Jahr 1912 weitere 54 Wagen, welche 1912 und 1913 geliefert und unter der lfd. Nr. 720 geführt wurden. Der Wagenkasten war 240 mm kürzer aber 14 mm breiter. Alle anderen Maße entsprachen denen der lfd. Nr. 711.
Markantester Unterschied war die Gestaltung des Innenraumes, unterteilt in zwei Abteile der dritten Klasse und ausgestattet mit Holzlattenbestuhlung. Die zweite Klasse gab es nicht mehr. Die Sitzaufteilung entsprach der der Vorgängergattung, ebenfalls vorhanden war der Abort. Der konstruktive Aufbau des Untergestells und des Wagenkastens wurde ebenfalls von der Gattung 711 übernommen. Schon bei Anlieferung hatten die Wagen die moderne Gasbeleuchtung, welche später durch Elektrische ersetzt wurde. In jedem Abteil war durch das Entfernen von zwei Sitzbänken die Aufstellung eines Ofens möglich. Um den Personenverkehr auch auf den Schmalspurbahnen weiter zu modernisieren, ließ die Sächs.Sts.E.B. im Jahr 1922 weitere 52 Wagen bei der Firma Busch in Bautzen bauen. Sie wurden wahrscheinlich bereits mit Saugluftbremse geliefert, entsprachen aber sonst ihren Vorgängern. Das Werk Bautzen der Firma Linke-Hofmann-Busch fertigte nach überarbeiteten Zeichnungen im Jahr 1928 noch je zwei Wagen der früheren Gattungen 711 und 720, allerdings wurde dieser Weiterbau eingestellt, da in Werdau bereits die Planung für die ersten Einheitspersonenwagen lief. Die beiden Exemplare wurden mit Saugluftbremse, Scharfenbergkupplung und Blechverkleidung geliefert.

Einsatz und Ausmusterung

Neben drei Oberlichtwagen wurden auch zwei "Großfenstrige" Wagen 1944 zur RVD Kiew abgegeben. Drei Zittauer Exemplare blieben 1945 bei der CSD und waren weiter auf der Strecke von Reichenau nach Friedland eingesetzt. Vier Wagen gelangten als Reparationsleistung 1946 in die Sowjetunion. Die Landesbahnen Brandenburg mieteten 1948 drei Exemplare, welche 1949 nach Perleberg, sowie nach Dahme weitergegeben wurden. Auch nach Putbus/Rügen und Burg gab die Rbd Dresden insgesamt 10 Exemplare ab. Die Burger Wagen kehrten bereits 1958/59 zur Rbd Dresden zurück. Ein Einzelgänger blieb der ehemals Zittauer K302 (675k) von 1953 bis zu seiner Ausmusterung 1967 in Wernshausen (Rbd Erfurt).

Viel Arbeit wartet auf den Verein bei der Aufarbeitung von K373.

970-239 und 970-255 erhielten in den fünfziger Jahren Druckluftbremse und einen creme-roten Anstrich für den Einsatz als Beiwagen zu dem Schmalspurtriebwagen VT 137 322 im Zittauer Netz. Im Jahr 1967 wurde wie bei der Gattung 711 eine große Zahl der Fahrzeuge ausgemustert, insgesamt verkaufte oder verschrottete man 17 Wagen. Der NVA-Standort Söllichau kaufte neben zahlreichen anderen Güter- und Personenwagenkästen auch sechs Exemplare der Gattung 720. Zwischen 1970 und 1975 wurden weitere 31 Wagen ausgemustert. Auf der Baustelle der Dresdner Hofkirche stand seit 1979 970-367 als Baubude. Von den nun noch vorhandenen 35 Wagen wurden 20 zwischen 1977 und 1983 modernisiert, neun weitere folgten 1990 und 1991. Dazu gehörten die vier letzten Putbuser Wagen (970-772, 970-781, 970-782, 970-784), die ehemaligen Burger 970-822 und 970-823 sowie der bereits 1980 ausgemusterte ehemalige cremeweiß-rote VB 970-255 aus Zittau. 970-241 blieb in Zittau mit weitgehend originaler Inneneinrichtung der dritten Klasse erhalten. Er wurde noch bis Ende der 90er Jahre als Traditionswagen den Regelzügen der SOEG beigegeben und musste dann mit abgelaufenen Fristen abgestellt werden. Der Schwarzbachbahn e.V. konnte den Wagen im Jahr 2011 dankenswerter Weise als Dauerleihgabe übernehmen und strebt mittelfristig die betriebsfähige Aufarbeitung als K 373 im Stil der Zwanziger Jahre an. Der Personenwagen bildet mit seinen 45 Sitzplätzen den Grundstock des künftigen Schwarzbachbahnzuges.
Inzwischen ist der Wagen innen komplett entkernt. Das Wagendach inkl. Bühnendächer wurde instandgesetzt. Der Rahmen wurde komplett entrostet und lackiert. Derzeit wird Stück für Stück die Blechverkleidung entfernt und das Tragwerk erneuert.